Das regionale Verkehrsmodell

Regionales Verkehrsmodell für Großraum Braunschweig

Der Regionalverband Großraum Braunschweig setzt auf innovative Verkehrsplanung und hat ein regionales Verkehrsmodell erstellen lassen. Dieses beinhaltet für die gesamte Region alle Verkehrsarten wie Pkw- und Radverkehr sowie den öffentlichen Personennahverkehr und den Wirtschaftsverkehr. Mit dem Modell können auf der Grundlage von Struktur- und Verkehrsdaten zukünftige Szenarien abgebildet bzw. berechnet werden. 

Was sind Chancen und Grenzen eines Verkehrsmodells?

Ein digitales Verkehrsmodell ist eine abstrakte Abbildung des Verkehrsgeschehens. Es bildet das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung eines Raumes in Abhängigkeit zu den vorhandenen Verkehrsangeboten ab. Damit ist es ein Instrument für die Verkehrs- und Raumplanung, der Fokus liegt auf regionalen und strategischen Fragestellungen.

Die Realität ist nicht zu 100% in allen Facetten abbildbar. Die Güte und Aktualität steht in enger Abhängigkeit zu Verfügbarkeit und Qualität von Daten. Die Ergebnisse wurden anhand von Daten aus Zählstellen geprüft und kalibriert. Zur Prüfung der Reaktionsfähigkeit des Verkehrsmodells wurden Sensititvitäts- und Realitätstests durchgeführt. Der gesamte Erstellungsprozess wurde wissenschaftlich Begleitet. Für jede einzelne Aufgabenstellung ist vorab zu klären, ob ein Verkehrsmodell-Einsatz zielführend ist und ob ggf. Verfeinerungen und Nachkalibrierungen durchzuführen sind. 

Was bedeutet Analysefall 2018 (AF2018) des regionalen Verkehrsmodells?

Das aktuelle regionale Verkehrsmodell basiert auf dem Jahr 2018. Es wird ein durchschnittlicher Werktag abgebildet. Hierfür wurden diverse Strukturdaten (z. B. zu Bevölkerung, Arbeitsplätze), Angaben zum Verkehrsangebot (z. B. Straßeninfrastruktur, Haltestellen, Fahrpläne, Kosten) sowie zum Mobilitätsverhalten (z. B. Wegehäufigkeiten, Verkehrsmittelwahl, Reiseweiten) zusammengetragen.

Liegen notwendige Daten für das Bezugsjahr 2018 nicht vor, werden Daten aus weiteren Jahren herangezogen. Fehlende Daten werden durch Annahmen abgeschätzt. Die neusten Daten zum Mobilitätsverhalten liegen mit der Erhebung „Mobilität in Deutschland“ 2017 vor und beeinflussen die Festlegung des Analysefalls maßgeblich. 

Was kann das regionale Verkehrsmodell über den AF2018 hinaus abbilden?

Das Regionale Verkehrsmodell ist in der Lage, auf Veränderungen zu reagieren. So können sowohl einzelne Maßnahmen als auch umfangreiche Veränderungen gerechnet werden. Es hilft bei der Beantwortung verschiedener Fragestellungen, z. B. wie wirkt sich ein Bevölkerungswandel auf das Verkehrsgeschehen aus; welchen Einfluss hat der Bau eines neuen Wohngebietes oder wie verändert sich die Nachfrage, wenn neue Buslinien oder Straßeninfrastrukturen geplant werden oder die Bevölkerung mehr Home Office nutzt. 

Welches Gebiet ist im regionalen Verkehrsmodell abgebildet?

Im Regionalen Verkehrsmodell wird zwischen dem Planungs- und dem Untersuchungsgebiet unterschieden. Das Planungsgebiet umfasst das Verbandsgebiet. Das Untersuchungsgebiet enthält darüber hinaus die in Nachbarschaft gelegenen Landkreise und Städte, mit denen eine verkehrliche Verflechtung besteht. 

Welche Verkehrsmittel/Verkehrssysteme werden im regionalen Verkehrsmodell betrachtet?

Im regionalen Verkehrsmodell ist die integrierte Betrachtung folgender Verkehrsmittel beinhaltet:

  • Öffentlicher Personenverkehr
  • Motorisierter Individualverkehr
  • Fahrradverkehr
  • Fußverkehr (ohne Umlegung)
  • Wirtschaftsverkehr

Für die Abbildung der einzelnen Verkehrssysteme sind individuelle Attribute hinterlegt worden (z. B. Kosten, Reisegeschwindigkeiten, Komfort).

Flexible Bedienformen im ÖPNV, Sharing-Systeme sowie Verkehrsmittel der Mikromobilität (z. B. E-Scooter) werden im regionalen Verkehrsmodell nicht spezifisch betrachtet.

 

Was sind Verkehrszellen im regionalen Verkehrsmodell?

Verkehrszellen unterteilen das Untersuchungsgebiet flächendeckend in kleinste räumliche Einheiten. Sie orientieren sich an administrativen Einheiten (Gemeinden, statistische Blöcke, ...) und sind mit Strukturdaten hinterlegt (z. B. Bevölkerung, Arbeitsplätze). Mithilfe von Verkehrszellen lassen sich Ergebnisse in detaillierter Art darstellen wie z. B. die Mobilität zwischen zwei Verkehrszellen. Das Planungsgebiet des regionalen Verkehrsmodells umfasst 880, das Untersuchungsgebiet 2180 Verkehrszellen. 

Welche Ergebnisse liefert das regionale Verkehrsmodell?

Beispielhafte Ergebnisse, die mit dem regionalen Verkehrsmodell erzeugt werden können:

  • Belastungen auf Straße [Anzahl Fahrzeuge/Tag]
  • Mobilität zwischen Verkehrszellen, Mobilität zwischen Gebieten z. B. Gemeinde A und Gemeinde B
  • Anzahl der Wege
  • Verkehrsleistung pro Verkehrssystem [Fahrzeugkilometer bzw. Personenkilometer/Tag]
  • Modal-Split (Verteilung der Wege pro Verkehrssystem, z. B. ÖPNV-Anteil in einer Gemeinde)
  • Anzahl Fahrgäste, Umsteiger

Welche Anwendungsmöglichkeiten des regionalen Verkehrsmodells gibt es?

Die Ergebnisse der Berechnungen und Untersuchungen mit dem regionalen Verkehrsmodell werden für verkehrsplanerische Aufgaben des Regionalverbandes verwendet. Zum Beispiel: 

  • Auswertungen zum Modal Split und Quelle-Ziel-Matrizen z. B. für den Nahverkehrsplan
  • Auswertung der Verkehrsleistungen MIV, ÖV, Radverkehr z. B. für Masterplan 100% Klimaschutz
  • Prognose von Nachfragepotenzialen im ÖV und Radverkehr z. B. für ÖV-Konzepte und Radschnellwege
  • Streckenbelastungen und Ein-/Aussteiger im ÖPNV z. B. für Bemessung der Infrastruktur
  • Integrierte Netzplanung
  • Linienkonzepte im ÖPNV z. B. SPNV-Konzept 2030+, ÖSPV-Strategie 2025+
  • Schwachstellen- und Potentialanalyse für den ÖPNV
  • Ermittlung der Erreichbarkeiten im MIV und ÖPNV, Rad
  •  Potenzialuntersuchung zu Verkehrskonzepten z. B. flexible Bedienformen, B&R, ÖPNV-Tarife
  •  Grundlage für Standardisierte Bewertungen u. a. Weddeler Schleife oder Strecken-Reaktivierung
  • Maßnahmen und Szenarien für die regionale, integrierte Verkehrsentwicklungsplanung

 

Wie erhalte ich Zugang zum regionalen Verkehrsmodell?

Das gesamte regionale Verkehrsmodell, Ausschnitte oder Daten aus dem regionalen Verkehrsmodell können nach vorheriger Absprache zur Verfügung gestellt werden. Bei Interesse sprechen Sie uns gerne an. In einem gemeinsamen Gespräch klären wir die Möglichkeiten und Rahmendbedingungen für die Nutzung des regionalen Verkehrsmodells. Voraussetzung für die Nutzung ist eine entsprechende Lizenz der VISUM-Software der Firma PTV sowie der Abschluss einer Nutzungsvereinbarung mit dem Regionalverband Großraum Braunschweig.